IBA’27
International Bauausstellung (IBA) 2027 StadtRegion Stuttgart
Die IBA’27 ist ein offenes und dialogorientiertes Format für alle Menschen der Region Stuttgart. Theorie trifft auf Praxis, Visionen erzeugen Aufbruchsstimmung, stoßen auf Kritik, entwickeln sich weiter – das Forum der IBA’27 lebt vom Austausch, der Vielfalt an Meinungen und der Frage, die uns eint: Wie wollen wir in Zukunft leben, wohnen und arbeiten?
IBA’27 Festival #1
Die IBA’27-Festivals in den Jahren 2023 und 2025 geben bereits vor dem Ausstellungsjahr 2027 Einblicke in Arbeitsweisen, Projekte und Ideen der IBA. Als interaktive und experimentierfreudige Formate und Feste machen sie Stadtentwicklung als gemeinsamen Prozess in der Region Stuttgart erlebbar. Derzeit laufen die Planungen für das IBA’27-Festival #1.
IBA’27 und die School of Participation
IBA’27-Partizipations-Expeditionen
Im Rahmen des IBA’27-Festivals #1 organisieren wir gemeinsam mit Hannes Wezel und Vanessa Watkins die sogenannten Partizipations-Expeditionen. Auf diesen Expeditionen wird eine neue Art des Lernens über Partizipationsprozesse erprobt. Die bisherigen Erfahrungen in den Partizipationsprozessen vor Ort werden erkundet, gewürdigt und bei Bedarf gemeinsam ausprobiert. Bürger:innen aus vier Standorten und Studierende aus unterschiedlichen Hochschulen inspirieren sich gegenseitig. Dadurch werden Wissenschaft und Bürgererfahrungswissen zusammengeführt und die Standortkommunen und das IBA’27-Management erhalten Anregungen und Ideen für ihren weiteren Partizipationsprozess. Neue Ansätze für Partizipation bekommen dadurch eine Bühne: Die Expeditionen werden durch die Studierenden öffentlichkeitswirksam begleitet. Das Projekt wird gefördert durch die Allianz für Beteiligung e.V. Baden-Württemberg.
- • 25.06. Expedition 1 zur Neckarinsel Stuttgart: „Wem gehört der Fluss?“
- • 29.06. Expedition 2 nach Nürtingen: „Landscape Forum am Busbahnhof“
- • 08.07. Expedition 3 nach Herrenberg: „Augmented Reality meets Stadtplanung – Partizipation der Zukunft ausprobieren!“
- • 16.07. Expedition 4 nach Salach: “IBA’27 beim Salacher Straßenfest!“
- • 21.09. Expedition 5 Finissage in der IBA-Festivalzentrale
Pop Up Partizipation auf der Neckarinsel
Sonnenbaden mit Bademeister:innen & Pommes
Die Neckarinsel liegt an der Schleuse Bad Cannstatt und wird von einer interdisziplinären Initiative regelmäßig mit informativen und kreativen Impulsen bespielt, bei welchen es darum geht die Zukunft einer lebenswerten Stadt am Fluss mitzugestalten. Der Verein lud die Studierenden ein, sich im Rahmen der Aktion „Sonnenbaden“ mit einem kreativen Pop Up Format im Rahmen des IBA'27 Festivals #1 einzubringen. Daraus entstand die Idee als „Sonnenbademeister:innen“ (mit selbst designten T-Shirts und roten Shorts) möglichst viele Menschen für einen Besuch auf der Neckarinsel zu begeistern.
Gesagt, getan. Die Studierenden führten viele Gespräche, motivierten die Gäste zum Mitmachen beim Neckarinsel-Bingo-Quiz und notierten auf einem Surfboard Ideen der Besucher:innen für die Neckarinsel. Dazu gab es noch selbstgemacht Pommes, was besonders bei den jungen Besuchern großen Anklang fand. Als Learning nahm die Gruppe mit, dass Partizipation immer gute Kommunikation braucht und es auch Spaß macht, auf fremde Menschen zuzugehen und ihnen offen zu begegnen.
Ein positives Feedback gab es denn auch von Hannah Pinell vom Verein Neckarinsel: „Es ist echt gut gelaufen, die Ansprache hat gut funktioniert. Ich sehe das als Erfolg, auch weil ihr das weitertragt und gerade auch, weil so viele Familien reingeschaut haben. Ich finde es wichtig einen Ort für Familien zu schaffen. Das ist der Mehrwert, die Leute hier her zu bringen und es war toll, dass ihr so mutig wart, die Leute anzusprechen.“
Nürtingen: Gute Ideen im Gehen
Bei der Exkursion in Nürtingen ging es darum, fernab von Stuhlkreis und runden Tischen, ein Ge(h)spräch durch die Hölderlinstadt zu unternehmen. Unter dem Motto: „Gute Ideen beim Gehen“ wurden Orte besucht, bei denen Partizipation eine wichtige Rolle spielt. Die Studierenden übernahmen dabei moderierende Aufgaben. Auf dem Weg gab es Fragestellungen, zu denen sich die Studierenden mit den mitgehenden Bürgerinnen und Bürgern austauschten. Die Methode Ge(h)spräch impliziert, dass zwei Menschen in Bewegung sind und Schulter an Schulter in dieselbe Richtung gehen und sich austauschen. Stationen waren u.a. die Kreuzkirche, die durch das Engagement einer Bürgerinitiative schon Anfang der 1980er Jahre erhalten werden konnte, und auch in heutiger Zeit immer wieder zum Bürger-Dialogort wird. Als spannend empfand die Gruppe auch Projekte wie das Kulturcafé Sprechzimmer oder das zukünftige Welthaus in der Fußgängerzone: „Genauso belebt man die Innenstädte in schwierigen Zeiten“ hörte man als Kommentar. Mit dem Rathaus und dem Bürgertreff wurde ein gutes Bespiel für architektonische Selbstwirksamkeit für Bürger-Rat und Verwaltung besichtigt.
Zum zivilgesellschaftlichen Kontrastprogramm besuchte die Gruppe am Mittag die Seegrasspinnerei, wo sich Partizipation und Selbstwirksamkeit im besten Sinne erleben lassen. Dort trafen die Studierenden auf Vertreterinnen der Bürgerinitiative Kirchheimer Vorstadt, die ihre Aktivitäten zum Stadtteil und zum Bahnstadt-Projekt, dem Nürtinger IBA27 Projekt per se, vorstellte. Dabei wurde auch der aktuelle wenig partizipative Gemeinderatsbeschluss zum Verlauf der Bahntrasse diskutiert. Den Studierenden gefiel es, als Moderatorinnen und Moderatoren beim Ge(h)spräch eingebunden zu sein: „Das hat den gesamten Rundgang belebt und war eine gute Übung für uns selbst und hat Spaß gemacht.“
Herrenberg: Augmented Reality
Am 08.07. reiste eine weitere Gruppe Studierender nach Herrenberg. Waren bislang auf der Neckarinsel und in Nürtingen die Ansätze und Aktionen ziemlich analog, so wurde es auf dem Aischbach Areal nun digital: Es ging darum mit Augmented Reality und der Yona App auf dem Gelände des IBA’27-Vorhabens gemeinsam mit den engagierten Kolleginnen der Stadtverwaltung, Bürger:innen anzusprechen und mit ihnen auszuprobieren, ob es möglich ist, virtuell einen Bürgerpark zu planen. Die Yona App ermöglichte, dass auf Tablets oder Mobiltelefonen verschiedene Gestaltungselemente in das reale Gelände eingesetzt werden. Zwischen den Studierenden und den städtischen Kolleginnen des Teams Bürgerschaftliches Engagement und dem Planungsamt ergab sich eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die Studis zeigten ihr erlerntes Repertoire: von Persona-Karten bis zur Interviewwand wurde nichts dem Zufall überlassen. Vor Ort war dann Flexibilität gefordert: »Nicht alles was wir vorbereitet haben, konnten wir umsetzen«, so die Erkenntnis der Studis. »Beteiligung muss auch flexibel sein und immer auch an den örtlichen Gegebenheiten und vor allem an den dazukommenden Menschen ausgerichtet werden!«
Interesse und Zuspruch der Besucher:innen im Infozelt am Aischbach Areal waren sehr groß und es ergab sich ein wunderbares, generationsübergreifendes Event, bei dem auch der bestellte Eiswagen und ein extra eingeladener junger ukrainischer Akkordeonspieler für eine ganz besondere Atmosphäre sorgten. »Den Leuten hat die Atmosphäre und diese Art der Beteiligung sehr gefallen und ich bin super dankbar, dass ihr Studis da wart um die Leute rumzuführen und die App zu bedienen. Alleine hätten wir das nicht betreuen können«, gab es Lob von den Kolleginnen der Stadt Herrenberg. Gemeinsam mit den Studierenden wird die Stadt Herrenberg die Erfahrungen dieses Experiments mit sehr anspruchsvoller Technologie auswerten und danach entscheiden, ob die YONA-App für die konkrete Bürgerbeteiligung zum Aischbach-Areal eingesetzt werden kann.
Salach: Ein Partizipations-Podcast
Am 16.7. traf sich dann die vierte Gruppe Studierender am IBA'27 Gelände am Schachermayr Areal in Salach. Selbstorganisierte Vorbereitungstreffen in Präsenz und Online bildeten dafür den Rahmen mit dem Ziel, einen Podcast über die Salacher Geschichte der Bürgerbeteiligung zu produzieren, der dann über einen QR-Code für die Bürgerschaft abrufbar sein soll.
Empfangen wurde die Gruppe von Dr. Irmgard Ehlers als Quartierkoordinatorin der Gemeinde Salach. Sie führte die Gruppe an einen besonderen Ort, die etwas verfallene aber äußerst stimmungsvolle Hattie Bareiß Hütte. Diese war das Sommerhaus der Unternehmerfamilien Schachermayer und Bareiß, die mit großer sozialer Verantwortung für das bürgerschaftliche Wohlergehen von Salach sorgten. Dieser besondere Ort erzeugte einen großartigen Rahmen für ein Storytelling Format zur Geschichte der Salacher Partizipation in Vergangenheit und Gegenwart, was zu einer lebendigen Frage- und Antwortrunde mit den Studierenden führte: „Der Geist der damaligen Blütezeit ist auf dem Areal noch zu spüren und ich freue mich irgendwann einmal zu sehen, was die Gemeinde Salach daraus macht.“ Dabei wurde deutlich, dass Partizipation nicht nur eine Momentaufnahme darstellt, sondern ein gesellschaftlich komplexer Prozess ist, der über Generationen hinweg Orte und Menschen auch kulturell prägen kann. Im Kontrastprogramm ging es danach auf das parallel stattfindende Straßenfest, um von Bürgerinnen und Bürgern, ungefärbte O-Töne und Meinungen zum IBA Projekt für den Podcast einzufangen.
Fazit: Partizipation braucht Kultur, Kommunikation, Kooperation, Kreativität
Die Exkursionen haben gezeigt, dass Partizipation an jedem Ort auf eine andere Alltagskultur und andere Menschen trifft. Deutlich wurde auch, dass es einen großen Unterschied macht, wer die Beteiligung macht. In unserem Fall waren das unsere Studierenden.
Offene, niederschwellige vielleicht auch „junge“ Kommunikation eröffnet lebendige und breite Partizipation, fernab dem Klassiker von Stuhlkreis und runden Tischen. Eben auch eher schwer erreichbaren Zielgruppen wie junge Familien konnten auf der Neckarinsel gezielt angesprochen werden.
Kreativität bei der Methodenwahl spielt ebenfalls eine große Rolle. Ob digital mit Podcast und Yona-App oder analog mit Ge(h)spräch und Storytelling.
Und last but not least braucht Partizipation gute Kooperation. „Mir hat vor allem die Zusammenarbeit im Team sehr gut gefallen und das, obwohl wir uns ja nicht oft sehen. Dass wir so gut kommunizieren und auf einer Ebene gelandet sind, ist echt toll!“
Der Versuch der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den beiden Studiengängen kann demnach als gelungen bezeichnet werden und macht Lust auf eine Fortsetzung. Diese gibt es am 21.September um 16:00 Uhr. An diesem Tag werden die Studis ihre Fundstücke und Ergebnisse der Exkursionen in der IBA27 Festivalzentrale in Stuttgart vor einem interessierten Publikum präsentieren.
Wer steckt hinter all dem?
Vanessa Watkins
• Arbeitet seit 2015 als Referentin beim Team Beteiligung & Engagement der Stadt Herrenberg.
• Nebenberuflich Lehrbeauftragte für unterschiedliche Hochschulen u.a. Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen, Ludwigsburg.
• Vor 2015 ca. 10 Jahre tätig als Projektleiterin bei Z_punkt GmbH, einem Beratungsunternehmen für strategische Zukunftsfragen in Köln und verantwortlich für die Gestaltung von partizipativen Zukunftsprozessen mit Bürger*innen.
• Studium der Angewandten Kulturwissenschaften absolvierte sie an der Universität Lüneburg.
• Aktuell im digitalen Fernoffice in Taipeh, Taiwan für die Stadt Herrenberg, die Hochschule für Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg und Z_punkt tätig.
• Kontakt: v.watkins@herrenberg.de
Wolfgang Himmel
• Erwachsenenbildner, Gründungsmitglied und stv. Vorsitzender der School of Participation e.V.
• Lehrbeauftragter an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg im Studiengang Messe, Kongress- und Eventmanagement und an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz in den Fachbereichen Betriebswirtschaft und Bauingenieurwesen.
• Wolfgang Himmel konnte 2020 die von ihm gegründete Agentur für Bürgerbeteiligung (www.translake.org) in jüngere Hände übergeben.
• Er ist u.a. im internationalen Beirat des Projekts Common Ground der Robert Bosch-Stiftung und als Expeditionsbegleiter an herausfordernden Projekten für eine gute Zukunft engagiert.
• Kontakt: wolfgang.himmel@school-of-participation.com
Hannes Wezel
• Ist leidenschaftlicher Dauerläufer in Sachen Partizipation, Kommunikation und Bürger-Mitwirkung.
• Sozialisiert in den sozialen Bewegungen der 1970er Jahre.
• Studium der sozialen Arbeit, Erziehungswissenschaft und empirischen Kulturwissenschaft in Reutlingen und Tübingen.
• Berufliche Stationen und Erfahrungen als Diplompädagoge; von der Jugendarbeit (10 Jahre) über kommunale Bürger-Mitwirkung (20 Jahre) bis ins Staatsministerium Baden-Württemberg, als Referent für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung (10 Jahre).
• Im "Unruhestand" aktuell unterwegs als freier Berater und Lehrbeauftragter an verschiedenen Hochschulen zum Thema Partizipation.
• Gemeinsam mit Studierenden der HfWU Nürtingen macht er aktuell den Podcast „ErzählBar-was uns bewegt“.
• Kontakt: hannes.wezel@school-of-participation.com
Kooperationspartner
Hochschule für Öffentliche Verwaltung und Finazen Ludwigsburg
AP: Professorin Dr. Birgit Schenk
Universität Stuttgart
Masterstudiengang Planung und Partizipation
AP: Dr. Marc Zeccola
Mit freundlicher Unterstützung von
Wir bedanken uns bei unseren Koopertionspartnern und -partnerinnen für die gute Zusammenarbeit!