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Online-Roadshow

Die Online-Roadshows der School of Participation

Im November 2022 starteten wir die Veranstaltungsreihe unserer "Online-Roadshows", um uns in relevanten Kreisen und Communities bekannt zu machen. Mit unserem Roadshow-Format möchten wir dem Zielpublikum das Thema Partizipation und demokratische Transformation näherbringen sowie Interessierte und hoffentlich auch Beteiligte für unsere Schule gewinnen. 

Die Roadshows finden unregelmäßig, an einem Tag unter der Woche um die Mittagszeit statt. Somit kannst du deine Mittagspause nutzen, um interessanten Keynotes und Impulsbeiträgen zu lauschen oder in Kleingruppen partizipativ aktiv zu werden. Weitere Infos zu den jeweiligen Veranstaltungen findest du in den dazugehörigen LinkedIn-Events. 


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Marian Schreier: "Rezepte" für gelingende Gemeindeentwicklung

Am Dienstag, den 27. Juni um 18 Uhr lädt uns Marian Schreier ein zur nächsten Online-Roadshow. Von 2015 bis 2023 war Marian Schreier Bürgermeister der Stadt Tengen, seit April ist er Geschäftsführer Politik & Kommunikation. In seiner Keynote wird er unter anderem über seine Rolle als junger Bürgermeister und über die Rolle von Beteiligungsprozessen in seiner bisherigen und aktuellen Arbeit berichten. Lasst euch nicht abschrecken durch die ungewöhnliche Uhrzeit – mit einem Drink eurer Wahl zur Hand wird sich diese Stunde wie ein Feierabend in guter Gesellschaft und mit interessanten Diskussionsthemen anfühlen!

 

Rückblick

Am 26. Juni, zu einer eher ungewohnten Uhrzeit um 18 Uhr, übergaben wir das Wort an Marian Schreier. Marian Schreier war von 2015 bis 2023 Bürgermeister der Stadt Tengen. Doch er war nicht nur irgendein Bürgermeister: Während seiner Amtszeit galt er mit 25 Jahren als der jüngste Bürgermeister Deutschlands. Was da alles auf ihn zu kam und was er dabei gelernt hat, das wollten wir genauer wissen und haben ihn deshalb eingeladen, eine Roadshow mit uns zu veranstalten.

„Es geht heute um Bürgerbeteiligung, es geht um Verwaltungsmodernisierung und darum, wie man Beteiligung lernen kann“ eröffnete Wolfgang Himmel den Zoom-Call. „Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?“ richtete er die erste Frage an Marian.

Da gebe es die zahlreichen Projekte, die er gemeinsam mit der Gemeinde umgesetzt habe. Besonders der kooperative Geist in Tengen, sei ihm in Erinnerung geblieben. Und die Erkenntnis: Große gesellschaftliche Herausforderungen kann man verwaltungstechnisch nicht mehr allein auf politischer Ebene lösen, sondern es braucht dafür die große Gemeinschaft und das Wissen der Vielen. Verbindendes Element hierbei sei ein ideologischer Ansatz. Als Beispiele nannte Marian die Gründung des neuen Ärztehauses, das Windkraft-Projekt in Tengen oder aber die Entwicklung des „Leitbildes Stadt Tengen 2030“, welches schlussendlich auch zur Richtschnur der Gemeindeentwicklung wurde. Zentral eingesetzt wurden hierbei sogenannte Spurgruppen. Der Begriff kommt eigentlich aus dem Ski-Sport und beschreibt einen Vorgang, bei dem eine Gruppe vorausgeht und im Schnee eine Spur zieht und damit den Weg ebnet, woraufhin die zweite Gruppe nachziehen kann. Mithilfe der Spurgruppen-Methodik gelang es, die Vielfalt der Stadt in den Gestaltungsprozess der Auftaktveranstaltung und schließlich des Leitbildes zu integrieren.

„Seit einiger Zeit ist es geradezu in Mode, dass man bei vielen kommunalen Projekten versucht den Beteiligungsfaktor miteinzubauen und maßgeschneiderte Lösungen zu finden“, so Marian. Denn wenn eine gesunde Beteiligungskultur erreicht werden soll, so ist es wichtig, dass nicht nur einfach irgendwelche Standardmodelle aus dem Lehrbuch angewandt, sondern dass primär maßgeschneiderte Lösungen für die Gemeinde entwickelt werden, speziell ausgerichtet auf das aktuelle Thema und den Kontext.

Tengen versteht sich außerdem als „Open Government“ Kommune. Das sind Kommunen, in denen ein kontinuierlicher Prozess der Öffnung von Politik und Verwaltung stattfindet. Beteiligung ist ein großer Teil davon. Zum Beispiel wurde in Tengen eine Genossenschaft gegründet, um das neue Ärztehaus zu finanzieren, bauen und vermieten. Mitglieder waren viele branchenbekannte Akteure sowie über 400 engagierte Bürger*innen. Die Gründe waren zum eine natürlich die Sicherung der ärztlichen Versorgung, zum anderen gaben die Beteiligten aber auch an, dass sie einen Beitrag leisten wollten, um dieses Problem gemeinschaftlich zu lösen. So entstand eine generationenübergreifende Zusammenarbeit.

Marian schilderte viele konkrete Verbesserungen, die durch Beteiligung entstehen können. Vor allem werde durch Bürgerbeteiligung das Verständnis der Bürger für Prozesse der Verwaltung geschult. Dies sei wichtig, um mittels Beteiligung Mehrheiten für Veränderungen gewinnen zu können. Oder wie Stimmen aus dem Publikum verlauten ließen: „Beteiligung kann Verwaltung sexy machen!“

„Übergeordnetes Ziel ist es, die voranschreitende Transformation von der systemischen auf die alltägliche Ebene zu holen – das schafft Beteiligung. Beteiligung kann – wenn sie richtig gemacht und ernst gemeint ist – zu intensiver Selbstwirksamkeitserfahrung führen.“ Und damit das gelingen kann, braucht es ein transparentes Konzept, zusammengesetzt aus einem Mix aus verschiedenen Beteiligungsinstrumenten: Was ist das Ziel, wozu beteilige ich? Wer ist beteiligt und wer trifft die letzte Entscheidung? Welche Rahmenbedingungen bestehen und wie kommuniziere ich diese? Und je besser dieses Konzept gestrickt ist, desto eher lassen sich dafür auch Beteiligte gewinnen. Und diese Übersetzung hinzubekommen, durch effiziente Formate und kompetente Menschen, haben wir von der School of Participation uns zur Aufgabe gemacht.

Vielen Dank an Marian Schreier für diese spannenden Insights und Erfahrungen aus dem Alltag eines der jüngsten Alt-Bürgermeister in Deutschland.


Katarina Peranić: Transformation braucht Zivilgesellschaft

Als Gesellschaft stehen wir vor enormen Herausforderungen: Die Corona-Pandemie hat den digitalen Wandel enorm beschleunigt, der Angriff Russlands auf die Ukraine gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt und der Klimawandel droht zu einer handfesten Katastrophe zu werden. Um die mit diesen Herausforderungen verbundene gesellschaftliche Transformation zu gestalten, brauchen wir nicht nur Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft. Die engagierte Zivilgesellschaft ist gefragt, tatkräftig, eigensinnig und rebellisch mitzugestalten.

Katarina Peranić zeigt in ihrer Keynote, wie die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt hier unterstützt:

● Auftrag und Angebote der DSEE: Förderung von Strukturen bürgerschaftlichen Engagements und Ehrenamts, insb. in strukturschwachen ländlichen Räumen zum Empowerment für die Gestaltung laufender Transformationsprozesse
● 4 Ds der Transformation: Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demokratie und Diversifizierung.
● Förderung eigensinniger Gestaltung der Gesellschaft im Großen wie im Kleinen – Bezug zur Kritik der Indienstnahme bürgerschaftlichen Engagements als Ausfallbürge fehlender staatlicher Leistungen.
● Fazit: Menschen können im bürgerschaftlichem Engagement Gesellschaft gestalten. Die Tätigkeit allein ist lobenswert, wirkliche Veränderung aber braucht „rebellisches Engagement“, dass nicht nur hilft, sondern tätig auf gesellschaftliche Missstände hinweist.

Co-Speaker: Philipp Burckhardt von ProjectTogether zu Farm Food Climate

Von zwei konkreten Ansätzen der Farm Food Climate Challenge wird berichtet:

● Es gibt wahnsinnig viele Menschen, die etwas ‘unternehmen’ wollen – sowohl for- als auch nonprofit. Wie kann man diese jungen Initiativen unterstützen?
● Es gibt immer auch Herausforderungen ‘zwischen’ den Ansätzen, die nur gemeinsam adressiert werden können. Wie also vernetzen wir wirkungsvolle Initiativen für mehr Collective Impact?

Rückblick

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Den Einstieg in unsere Roadshow am 20. Juni mit Katarina Peranić von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) gab Hannes Wezel mit einem Zitat von Winfried Kretschmann: „Jede Lobby hat eine breite Straße die ins Parlament führt - die einzigen, die auf dem Trampelpfad gehen müssen, ist die Zivilgesellschaft.“

Die DSEE gibt es seit ca. 3 Jahren und ihre Zielgruppe ist groß: ca. 28,8 Mio. Menschen in Deutschland engagieren sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich. Vom Wunsch nach Selbstwirksamkeit über den Wunsch, der Gesellschaft etwas zurückzugeben oder dem Willen, etwas für den Umweltschutz zu tun – die Gründe sind vielfältig. Für all diese Menschen wurde die Stiftung geschaffen

„Die DSEE möchte eine Anlaufstelle auf Bundesebene schaffen, die Serviceangebote bietet aber die auch ganz konkret fördert, indem sie vernetzt, indem sie finanzielle Mittel bereitstellt und indem sie zuhört und auch die Problemlagen von Engagierten in die Politik zurückträgt.“ So beschreibt Katarina Peranic die Idee hinter der Stiftung.

Der allgemeine Auftrag lautet: Stärkung und Förderung des bürgerschaftlichen Engagements und des Ehrenamts. Doch die Stiftung hat noch eine besondere Prägung: Sie schaut insbesondere auch in die ländlichen und strukturschwachen Räume.

Ihr Ansatz: Empowerment – Menschen gestalten mit, kommen ins Tun und gestalten selbst die Transformation.

Die Angebote und Aufgaben der DSEE sind ebenso vielfältig. Sie bietet Service-Angebote wie Beratung und Qualifizierung, Unterstützung bei der Organisationsentwicklung, Vernetzung von Bund, Ländern, Kommunen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, Förderung von Innovationen im bürgerschaftlichen Engagement, Stärkung von Strukturen für Engagement und Ehrenamt und auch begleitende Forschung. Dabei konzentriert sie sich auf die „4 Ds“ der Transformation, die da wären: Dekarbonisierung, Diversity, Demokratie, Digitalisierung.

Aktuelle Förderprogramme der DSEE sind beispielsweise:

  • Mikroförderprogramm für Projekte in strukturschwachen und ländlichen Räumen
  • FuturE: Unterstützt junge Menschen dabei, in ehrenamtliche Leitungspositionen überzugehen
  • transform_D: Fördert innovative Projekte in Bereichen Digitalisierung, Klimawandel, Gesellschaftlicher Zusammenhalt
  • Jung & engagiert: Unterstützt junge Initiativen und nicht gemeinnützige Organisationen

Eine wichtige Erkenntnis: Auch kurzfristiges Engagement trägt zu etwas Großem bei. Es lohnt sich also, klein anzufangen. Denn Transformation braucht Zivilgesellschaft.

Auch Philipp Burckhardt hat die Relevanz von Partizipation für das Bestehen von Engagement erkannt. Philipp arbeitet für ProjectTogether, eine gemeinnützige Organisation, die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ins gemeinsame Handeln bringt.

Er erzählt uns von Farm-Food-Climate. Farm-Food-Climate ist eine Mission von ProjectTogether. Ziel dieser Mission ist es, Landwirtschaft und Ernährung zukunftsfähig gestalten. Größer gedacht heißt das: Die Pioniere der landwirtschaftlichen Transformation zu befähigen und ihre Initiativen zu unterstützen. Erreicht wird dies durch Events, unternehmerische Unterstützungsangebote sowie die Möglichkeit zur 1:1 Vernetzung. Um auch die dort entstehenden „Zwischenräume“ zwischen dem öffentlichen Sektor bzw. der Politik und den jungen, sozialen Initiativen anzugehen, liegt der Fokus von Farm-Food-Climate hier auf dem Prinzip der „Collective Action“. Hier gilt es, Projekte zu identifizieren, welche einen systemischen Impuls haben. Und hier schließt sich der Kreis: klein anfangen, groß denken, groß werden.

Vielen Dank an Katarina Peranić und Philipp Burckhardt für die spannenden Insights aus der Welt des Ehrenamts.


Hannah Pinell: IBA-Festival 2023 – und die ganze Region macht mit!

Die IBA’27 ist ein offenes und dialogorientiertes Format für alle Menschen der Region Stuttgart. Theorie trifft auf Praxis, Visionen erzeugen Aufbruchsstimmung, stoßen auf Kritik, entwickeln sich weiter – das Forum der IBA’27 lebt vom Austausch, der Vielfalt an Meinungen und der Frage, die uns eint: Wie wollen wir in Zukunft leben, wohnen und arbeiten?

Die IBA’27-­Festivals in den Jahren 2023 und 2025 geben bereits vor dem Ausstellungsjahr 2027 Einblicke in Arbeitsweisen, Projekte und Ideen der IBA. Als interaktive und experimentierfreudige Formate und Feste machen sie Stadtentwicklung als gemeinsamen Prozess in der Region Stuttgart erlebbar. Derzeit laufen die Planungen für das IBA’27-Festival #1.

Wir freuen uns sehr, dass Hannah Pinell, Referentin Partizipation bei der IBA’27, uns mehr über die IBA’27 erzählen und uns durch eine weitere spannende Roadshow-Session leiten wird.

Mit dabei sind:
1. Hannah Pinell, Referentin Partizipation IBA’27:
Das IBA’27-Festival als partizipatives Event für eine ganze Region

2. Partizipative Festivalbeiträge stellen sich vor
● Ute Meyer, fluss.land:
Flussorte für alle – spontane Szenen am Wasser bei den Neckar-Sit-Ins
● Andreas Bulling, HfWU Nürtingen-Geislingen:
Gutes Morgen Zusammen – oder wie Jugendliche sich ihre Zukunft vorstellen (Schüler:innen Workshops in der Festivalzentrale)
● Vanessa Watkins, Stadt Herrenberg:
Herrenberg goes AR – Beteiligungsaktionen der School of Participation an IBA-Orten

Wir dürfen uns auf eine spannende Keynote und weitere Impulsvorträge sowie kleine Breakout-Sessions freuen.

Jörg Sommer: Demkoratie, nein danke

Jörg Sommer, Direktor des Berlin Instituts für Partizipation lädt uns ein als Keynote-Speaker zur Roadshow "Demokratie, nein danke!"

Protestler und Radikale bekommen sehr viel Aufmerksamkeit und Presse. Sind die größere Gefahr für eine demokratische Gesellschaft nicht viel mehr die, die schon resigniert haben und sich garnicht mehr interessieren?

Spannende Impulse erwarten uns von:
Sophie Mipourian, anscharcampus, Kiel: Winzig, aber wichtig! Das rollende Tiny- Rathaus- Kreativer Begegnungsraum für Bürger und Verwaltung.

Susanne Socher, Mehr Demokratie e.V.: Deepening Democracy
Systemaufstellungen - Neue partizipative Formate zur Politikfelderkundung

Bernd Stracke, Institut B3, Dresden: Zwischen Wut und stillem Protest?
Ein Projekt in Dresden greift tieferliegende Wertekonflikte auf und möchte den Diskurs vor Ort fördern.

Die Veranstaltung findet online statt.

Rückblick

„Die schönsten Diskurse sind die, bei denen man seine Komfortzone verlässt.“ Damit hat Jörg Sommer in unseren Augen total recht. Umso glücklicher sind wir, dass der Direktor des Berlin Instituts für Partizipation in den Diskurs mit uns gegangen ist und am 01.03.2023 als Gastreferent eine Keynote im Rahmen unserer 4. Online-Roadshow-Veranstaltung gehalten hat. Der Titel „Demokratie, nein danke“ war ein Vorschlag unseres Kernteams und Jörg Sommer hat es auf den Punkt gebracht. Seine Hypothese: Die größte Gefahr für Demokratie ist zu wenig Demokratie. Gründe dafür werden deutlich, wenn man sich die während der Veranstaltung entstandene Wortwolke ansieht.

Demokratiekiller

Wenn man die Begrifflichkeiten betrachtet, wird in erster Linie eines deutlich. Demokratie braucht vor allem eins: Demokratinnen und Demokraten. Und diese Demokratinnen und Demokraten entwickeln eine demokratische Einstellung, die hat etwas mit drei Dingen zu tun: Kompetenz, Bereitschaft, Wirksamkeit.

Kompetenzmodell

Diese Grafik haben wir aus dem Newsletter von Jörg Sommer entnommen. „demokratie.plus“ erscheint jeden Donnerstag und behandelt aktuelle Themen der Demokratie. Wer nicht bei unserer Roadshow dabei sein konnte und wen dieses Thema nun aber gepackt hat, der findet Antworten und weiterführende Impulse hier: http://demokratie.plus/.

Nahtlos daran anknüpfen konnte auch Sophie Mirpourian vom Anscharcampus in Kiel. Sophie und ihr Team sind bekannt geworden durch eine Idee, die Sophie bei der Landeshauptstadt Kiel gepitcht und danach erfolgreich mit ihrem Team umgesetzt hat. Das Tiny Rathaus ist ein mobiler Büroraum, das erste rollende Rathaus der Welt und ein Ort für Begegnung und Diskurs.

Warum ist winzig wichtig? Auch das ist ein Titel, der Jörg Sommers Worten in einer seiner Podcast-Folgen entstammt. „Klein ist wichtig, weil wir dann noch die Möglichkeit haben, umzudenken und umso mehr Leute und ihre Ideen mitnehmen zu können.“ beantwortet uns Sophie diese Frage und erzählt von positiven wie auch negativen Reaktionen, die sie von Bürgern und Bürgerinnen in Bezug auf das Tiny Rathaus erhalten. „Ihr seid so schön konkret. Ich kann euch anfassen.“ lautete da schon desöfteren das Feedback.

Anfassen kann man im weiteren Sinne auch das, was Bernd Stracke vom Institut B3 in Dresden auf die Beine gestellt hat. Er leitet ein Projekt, das aufgrund der Proteste entlang der Fernverkehrsstraße B96 bei Görlitz ins Leben gerufen wurde. Das Projekt trägt den Titel „Zwischen Wut und stillem Protest. Der Umgang mit gesellschaftlichen Wertekonflikten“ und entwickelt und erprobt Wege und Möglichkeiten den Fokus des Diskurses vor Ort auf das Verbindende und nicht das Trennende zu lenken. Bernd Stracke hält fest: „Die Motive derer, die auf die Straße gehen und aktiv sind und die Motive derer, die zuhause bleiben und sich zurückziehen, sind die gleichen: Enttäuschung und Erwartungen, die nicht erfüllt wurden. Und hier gilt es, anzusetzen. Das Projekt zusammengefasst: Dialog. Konfliktlösung. Weiterbildung. Und Demokratiebegeisterung entfachen.

Das möchte auch Susanne Socher von Mehr Demokratie e. V. Sie beschäftigt sich mit Systemaufstellungen und dem übergeordneten Ziel der Vertiefung der Demokratie. Bei Erkundungsaufstellungen geht es darum, Demokratie aus einer psychologisch-systemischen Perspektive heraus entwickeln. Man möchte demokratische menschliche Innenräume betrachten und herausfinden, wie Individuen zu ihren Entscheidungen kommen, welche Werte und Erfahrungen dabei eine Rolle spielen. Einzelne Elemente sollen zum Sprechen gebracht und somit eine Kultur des Miteinanders entwickelt werden. Durch Fragen wie „Was wäre, wenn…“ oder „Könnte es sein, dass…“ möchte man neue Möglichkeitsräume erschaffen und eine vielfältige Demokratie stärken. 

Wir bedanken uns bei Jörg Sommer, Sophie Mirpourian, Susanne Socher und Bernd Stracke für diese wertvollen und spannenden Beiträge und wünschen weiterhin viel Erfolg mit den vorgestellten Projekten.

Für Interessierte gibt es hier nochmal alle relevanten Links auf einen Blick:

Jörg Sommer (Berlin Institut für Partizipation):
BIPar: https://bipar.de/
demokratie.plus Newsletter:  https://demokratie.plus/abo/

Sophie Mirpourian (Anscharcampus):
Tiny Rathaus: https://tinyrathaus.de/
Bewerbung: https://survey.lamapoll.de/Tiny-Rathaus-Bewerbung-2023/

Susanne Socher (Mehr Demokratie e.V.):
Deepening Democracy:  https://www.mehr-demokratie.de/projekte/deepening-democracy?mdrv=www.mehr-demokratie.de&cHash=71f2e89b245b8aff4607836a70a98806
 
Bernd Stracke (Institut B3):
Institut B3: http://institut-b3.de/
Zwischen Wut und stillem Protest:  http://institut-b3.de/wutundprotest/


Lorenz Ritter: Die Macht der richtigen Geschichte

Am Mittwoch, den 25.01.2023 von 13 - 14 Uhr steht direkt unsere nächste Roadshow an. Lorenz Ritter von Accenture Song in Hamburg ist unser Gastgeber und hat sich einen spannenden Titel ausgesucht: „Die Macht der richtigen Geschichte“ verspricht vieles, aber vor allem verspricht die Veranstaltung eine Stunde Spannung und Eintauchen in die Welt und die Macht der Kommunikation.

Lorenz hat zwei interessante Gäste eingeladen, ein paar Worte zu sprechen. Denn kommunizieren, das können sie alle. Auch Fridtjof Vieth ist als Creative Experience Architect für Accenture Song tätig. „Vom Nicht zum Wählen: Wie man Menschen an die Urne bringt.“ lautet der Titel für seinen Beitrag.

Stefan Zschaler wird anschließend etwas über ein Unternehmen erzählen, das sich mit nachhaltiger und transparenter Lebensmittelherstellung beschäftig. „Was wir essen, verändert die Welt – wie man aus einer Marke eine Bewegung macht“. Stefan ist Founder und Creative Partner bei TANKTANK GmbH und Vorstand der Hamburg School of Ideas – und hier schließt sich der Kreis:

Matthias Berg, Mitglied des Kernteams der School of Participation, ist ebenfalls Vorstand der Hamburg School of Ideas. Lorenz Ritter ist Dozent an der HSoI. Fridtjof Vieth ist nicht nur Absolvent, sondern ebenfalls Dozent der HSoI. Die HSoI ist eine Schule nach dem partizipativen Prinzip. Und wir möchten eine partizipative Schule werden. Es liegt also auf der Hand, dass wir unbedingt eine Roadshow gemeinsam veranstalten sollten – und darauf freuen wir uns!

Die Veranstaltung bedeutet nicht nur eine Stunde Zuhören, sondern auch sich von einer Geschichte einwickeln zu lassen und selbst ins Geschehen einzutauchen. „Die Macht der richtigen Geschichte“ dreht sich um die Wichtigkeit von Narrativen, um Menschen für Veränderung zu begeistern, oder auch darum was Kommunikation für gelungene Beteiligung tun kann.

Rückblick

Endlich mal wieder eine gute Geschichte! Am 25. Januar haben alle Teilnehmenden unserer dritten Roadshow-Veranstaltung endlich mal wieder eine gute Geschichte gehört! „Die Macht der richtigen Geschichte“ oder „Wie man Menschen für Dinge begeistert, die sie nicht interessieren.“ handelte von der Wichtigkeit von Narrativen, um Menschen für Veränderung zu begeistern. Mit dabei waren Lorenz Ritter, Fridtjof Vieth und Stefan Zschaler, die uns mit ihren Beiträgen näherbrachten, was Kommunikation für gelungene Beteiligung tun kann.

Wieso ist es für partizipative Prozesse so wichtig, Geschichten zu erzählen? Lorenz hat eine Antwort darauf: „Insights“ lautet die Zauberformel. Darunter versteht man in der Werbebranche die Einsicht, dass mein Gegenüber auch etwas mit den Informationen anzufangen vermag, die ich ihm oder ihr im Rahmen meiner Erzählung gebe. Voraussetzung ist das Verständnis dafür, was die Menschen antreibt und Wissen darüber, was die Menschen interessiert.

Unser learning daraus: Demokratische Prozesse sind Prozesse der Kompromissfindung, Prozesse der Verständigung und Verständigung basiert auf Kommunikation. Wenn man also Interessen hat, die man umsetzen möchte, muss man in der Lage sein diese Interessen zu kommunizieren. Man muss aber auch in der Lage sein, die Interessen so zu kommunizieren, dass die andere Seite auch einen Vorteil für sich darin erkennt - sonst hört niemand zu und sonst hilft auch niemand bei der Umsetzung. „Alles, was man für erfolgreiche partizipative Prozesse braucht, sind Empathie und die Fähigkeit beim Denken die Richtung zu ändern“ lehrt Lorenz.

Dem kann auch Stefan Zschaler beipflichten, der uns in seinem Impulsbeitrag erzählt, wie man aus einer Marke eine Bewegung macht und wie er aus dem Unternehmen followfish die Marke followfood gemacht hat. „Man muss die Geschichte mit einem Augenzwinkern und mit Humor erzählen.“ Wenn man eine Marke schaffen will, muss man Werte kreieren. Marken ersetzen die Politik bei der Werte-Bestimmung, denn sie sind näher an den Bedürfnissen der Leute und reagieren schneller auf Veränderung. Bei falschen Versprechen werden Marken einfach mit Nichtkauf bestraft – in der Politik ist das anders. Fridtjof Vieth hat mit der Erstellung der Kampagne #SayYesToEurope in Zusammenarbeit mit der Lufthansa Group die Menschen zu mehr Wahlbeteiligung an der Europawahl 2019 aufgerufen. In seinem Impulsbeitrag „Vom Nicht zum Wählen: Wie man Menschen an die Urne bringt.“ erzählt er über skurrile Orte, an denen Wahllokale aufgebaut werden und über Menschen, die in Socken wählen gehen. „Geschichten sind am stärksten, wenn man selbst ein Teil davon werden kann.“

Das nehmen wir uns zu Herzen und bemühen uns, euch alle mitzunehmen und zu einem Teil unserer gemeinsamen Geschichte zu machen: Einer Geschichte über eine partizipative Schule für Beteiligung.

Wir sagen DANKE an Lorenz, Stefan und Fridtjof: dafür, dass wir eine Mittagspause lang Teil von mehreren guten Geschichten werden durften.


Flyer

Christian Bless: Mitarbeiter*innen spielerisch involvieren - Lego® Serious Play®

Unsere Roadshow geht in die Nächste Runde! Ins neue Jahr starten wir direkt mit unserer zweiten digitalen Veranstaltung. Am 13. Januar lernen wir Christian Bless kennen, Gründer, Impulsgeber und Facilitator bei Spin GmbH. Christian hat beim demokratisch geführten Unternehmen umantis gelernt, partizipative Prozesse spielerisch zu gestalten - sowohl für Kunden als auch intern. Er zeigt auf, warum selbst Geschäftsleitungen großer Konzerne inzwischen von LEGO® Serious Play® überzeugt sind.

LEGO® Serious Play® (kurz: LSP) wird in Unternehmen, Teams und auch mit Einzelpersonen eingesetzt, um neue Ideen zu fördern, die Kommunikation zu verbessern und Problemlösungen zu beschleunigen. Mit dem innovativen Prozess bzw. der besonderen Art von Moderationstechnik werden einzigartige, nachhaltige und praktische Lösungen für komplexe Fragen erarbeitet und sofort umgesetzt.

Rückblick

Am vergangenen Freitag, den 13. Januar (für uns war dieser Tag eher das absolute Gegenteil eines Unglückstags) durften wir Christian Bless, Karsta Goetze, Nina Schneider, Robert Vogt und Hans Werner als Referenten in unserer zweiten Roadshow-Veranstaltung begrüßen. Die Rolle des Gastgebers und Moderators übernahm Christian selbst und stieg in seiner Begrüßung auch gleich ins Thema ein.

„Was bedeutet Spielen für dich im beruflichen Kontext?“ – so lautete unsere Einstiegsfrage, mit der alle Teilnehmenden zu Beginn der Veranstaltung in Zoom begrüßt wurden.

Was bedeutet Spielen im beruflichen Kontext für dich?

Ergebnis war diese Wortwolke aus Fähigkeiten, Emotionen und vielleicht auch Wünschen oder Zielen, die sich zu 100% mit der Erkenntnis deckt, die wir aus Christians Keynote entnehmen konnten.

Doch warum eigentlich „Lego® Serious Play®“? Christian klärt uns auf: „Es heißt Lego® Serious Play®, denn: es ist Play, es ist Spiel, es ist Spaß und es ist Serious weil es um seriöse Fragestellungen geht - und es kommen seriöse Antworten dabei raus.“

Ziel von LSP ist es, von der individuellen zur gemeinsamen Sichtweise zu gelangen. Die individuellen, mithilfe von LEGO in 3D simulierten Antworten werden gemeinsam betrachtet, auf ihre Essenz heruntergebrochen und dann in ihrer essenziellen Form in ein gemeinsames Modell zusammengefügt. So entsteht in Summe eine gemeinsame Story, mit der sich jede*r Mitarbeitende identifizieren kann.

Die Erkenntnis: Häufig bauen wir ein gemeinsames Modell, als die Summe aus allen Aspekten, anstelle eines Modells aus der Summe der wichtigsten Aspekte. Christians Empfehlung: den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen, also den Kern, bei dem alle mitmachen können, an dem sich alle beteiligen können.

Modell LSP

„Bei Gore gibt es Beteiligungsprozesse schon lange, mit dem Namenszusatz „Associates“ (= Beteiligte) wird das sogar schon auf den ersten Blick sichtbar.“ bestätigt Karsta Goetze, GF und HR bei W. L. Gore & Associates. Viele (Entscheidungs-)Prozesse finden bei Gore partizipativ statt und als HR begleitet Karsta vor allem die daran anknüpfenden Veränderungsprozesse. Sie schildert, warum Haptik wichtig für die Wirkung ist und wieso sie bei ihren Arbeitsmethoden gerne auf Illustrationen, Geschenke und Bewegung setzt.

smartive steht für digitale Lösungen und eine bizli andere Firmenkultur. Übergeordnetes Ziel dieser „etwas anderen Firmenkultur“ ist es, einen Ort zu schaffen, an dem Freundschaft, Zusammenarbeit und Persönlichkeitsentfaltung gleichermaßen ihren Platz finden. Erreichen möchten Robert Vogt und sein Team dies durch die Orientierung an drei Säulen: Volle Transparenz für alle Mitarbeitenden, Abbau von Hierarchien, Ermächtigung von Mitarbeitenden. Mittel zum Zweck sind dabei ein transparentes Lohnsystem, Strukturen statt Hierarchien und der Advice Process, der eine besonders wichtige Rolle im Unternehmen spielt:

1. Formuliere deine Absicht
2. Rückmeldung einholen
3. Entscheidung treffen

Dieser Vorgehensweise können wir in jedem Punkt zustimmen, ebenso wie Nina Schneider, Chief Product Officer bei Sherpany. Sherpany ist Anbieter für eine Meeting Management-Software und deshalb geht es in Ninas Impulsbeitrag auch um kollaboratives (partizipatives) Agendasetting und darum, dass man die Leute miteinbeziehen muss, damit die wirklich relevanten Themen auf die Meeting-Agenda kommen.

„Wenn die relevanten Themen nicht auf der Agenda sind, werden rund 45% der Zeit in Meetings als unproduktive Zeitverschwendung empfunden.“ Dem kann man entgegenwirken, indem man seine Sitzungen partizipativ organisiert:

1. Zusammen ein klares Ziel der Sitzung formulieren
2. Sich auf den Prozess einigen
3. Regelmäßiges Feedback und Retrospektiven

Dem wesentlichen Ziel „Abbau von Hierarchien“, welchem bei smartive aktiv nachgegangen wird, kann sich auch Hans Werner, ehemaliger HR Chef bei Swisscom und der Letzte in der Runde der Impulsgebenden, nur anschließen: „Partizipation hilft, dass alle Talente zum Tragen kommen, was in einer stur gelebten Top-Down-Hierarchie nicht der Fall ist“. Hans spricht aus Erfahrung, wenn er sagt, es gehe darum Partizipation im (Arbeits-)Alltag vertrauenswürdig zu verankern. Vertrauen sei eine wichtige Grundvoraussetzung, damit Partizipation überhaupt zum Tragen kommt und gelebt wird. „Es muss eine Atmosphäre aus Wertschätzung, Zuhören und Respekt geschaffen werden, damit die Mitarbeitenden dem Vertrauen trauen.“

Und das ist unser Stichwort: Vertrauen ist einer von vielen Bausteinen unserer Schule. Als wir an unserer Gründungsfeier nach dem Nutzen der School of Participation gefragt haben, stach der Vertrauensbegriff unter vielen anderen häufig hervor: Lernende in der School of Participation können sich selbst in ganz konkreten Situationen ausprobieren und lernen deshalb schneller, mehr und nachhaltiger: Selbstorganisation und Selbstverantwortung, Zutrauen und Vertrauen. Durch eine neue Bildung in einer demokratischen Schule lernen sie, Vertrauen in politische Institutionen aufzubauen. Die Schule soll dazu beitragen, Demokratie weiterzuentwickeln und Vertrauen in uns wiederzugewinnen.

Die Roadshow mit Christian Bless richtete sich hauptsächlich an unsere Zielgruppe der unternehmerischen Seite, und was wir daraus mitnehmen können, bestätigt und motiviert uns gleichermaßen für unser weiteres Vorhaben.

Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle an Christian und Karsta, Nina, Robert und Hans. Es war uns eine große Freude euch zuzuhören und wir sind dankbar, dass ihr uns im Nachgang an eure Impulsvorträge auch noch einmal die Bühne überlassen habt.


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„Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit der Frage, wie wir die bürgerliche Teilhabe an Politik attraktiver machen können - lokal wie europäisch. Ich bin überzeugt davon, dass wir neue Wege gehen und innovative Beteiligungsformen testen müssen, um die Demokratie zu stärken und die Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam zu meistern.“

Valerie Sternberg-Irvani: Politik, die sich was traut

Die Gastgeberin unserer ersten Veranstaltung ist Valerie Sternberg-Irvani, Mitgründerin der paneuropäischen Partei Volt Deutschland und Beiratsmitglied der School of Participation. Auch wenn Valerie wahrscheinlich eine ganze Roadshow allein mit Beiträgen füllen könnte, kommt sie nicht allein, sondern hat sich prominente Unterstützung geholt. Grußworte und Impulse zu verschiedenen Partizipationsthemen kommen von

● Verena Pausder, Co-Gründerin FC Viktoria Berlin, Co-Host FAST & CURIOUS Podcast, Vorstand Digitale Bildung für Alle e.V., Bestseller-Autorin „Das Neue Land“
● Eliza Diekmann, Bürgermeisterin für die Stadt Coesfeld
● Damian Boeselager, Mitglied des europäischen Parlaments, Mitgründer von Volt Europa
● Josef Lentsch, Partner und Chief Innovation Officer beim Innovations in Politics Institute

„Politik, die sich was traut" lautet der Titel des Beitrags. Valerie berichtet aus ihren Partizipations-Erfahrungen bei Volt Europa und Volt Deutschland.

Rückblick

Am 22.11.2022 um die Mittagszeit fand unsere erste Roadshow-Veranstaltung mit Valerie Sternberg-Irvani, Mitgründerin der paneuropäischen Partei Volt und Beiratsmitglied der School of Participation, statt. Die Veranstaltung mit dem Titel „Politik, die sich was traut“ widmete sich dem Thema Innovation in der Parteienlandschaft und war gefüllt mit spannenden und wertvollen Beiträgen verschiedener Referent*innen. Eingeladen waren nicht nur alle Interessierten, sondern auch vier weitere prominente Gäste aus Valeries Umfeld. Nach einer kurzen Begrüßung von Valerie gehörte die Bühne unserem Vorstand Matthias Berg, welcher den Teilnehmenden die School of Participation vorstellte. Im Anschluss folgten Grußworte und Impulse von drei weiteren Referent*innen zu Beteiligungsthemen aus ihrem beruflichen Umfeld.

Eliza Diekmann, Bürgermeisterin für die Stadt Coesfeld, machte den Anfang und sprach von ihren Erfahrungen als Bürgermeisterin in Bezug auf Herausforderungen und Möglichkeiten kommunaler Bürger*innenbeteiligung. Eliza hat nicht nur ihr Wahlprogramm partizipativ erstellt, sondern positioniert sich an dieser Stelle auch klar: Beteiligung darf nicht als Trendwort verstanden werden. Es muss intern gelebt und in den öffentlichen Verwaltungen auf den Weg gebracht werden, indem jeder einzelne Mitarbeitende ernst genommen und in die Umsetzung integriert wird. Eine Pseudobeteiligung im Sinne von „ja wir lassen Beteiligung zu, aber eigentlich wissen wir doch schon, was wichtig und richtig ist“ ist keineswegs authentisch und sollte kein Ansatz sein. Stattdessen sollte Beteiligung in der öffentlichen Verwaltung aktiv eingefordert werden, sodass ein echter Mehrwert entstehen kann.

Im Anschluss an Elizas Erfahrungsbericht wäre Damian Boeselager, Mitglied des europäischen Parlaments und Mitgründer von Volt Europa, an der Reihe gewesen sein Grußwort zu sprechen – doch Damian befand sich im Parlament in Straßburg, weshalb an seiner Stelle Joachim Wilcke einsprang und seine Erfahrungen zum Thema Bürger*innenbeteiligung und EU-Reform teilte. „Träge“ sei laut Joachim für die EU noch ein Kompliment, was das Thema Bürger*innenbeteiligung betrifft. Die EU höre den Bürger*innen zwar zu, verwerte diesen Input allerdings nicht weiter – diese Fähigkeit, in den Dialog mit den Bürger*innen zu gehen, fehle der EU bzw. der Kommission noch. Damit sich die Politik nicht noch mehr von den Bürger*innen auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene distanziert und dadurch auch unbeliebter wird, muss diese Fähigkeit gefördert werden. „Politik wird immer unbeliebter, aber wir können nur etwas verändern, wenn wir mitgestalten und mitmachen - und das kann man […] am aktivsten in der Politik und in Parteien – daher: wenn ihr was verändern wollt, dann engagiert euch, macht mit in der Politik!“ appellierte Joachim am Ende seine Impulsbeitrags.

„Ich glaube an Parteien und an das Modell Partei“ pflichtete Josef Lentsch, Partner und Chief Innovation Officer des Innovation in Politics Institut, im Anschluss bei, doch existierten laut ihm aktuell zwei Demokratiemodelle: die klassische, repräsentative Demokratie, sowie die deliberative Demokratie, in der sich Bürger*innen im Rahmen von Bürgerräten und anderen Formaten selbst vertreten und Entscheidungen treffen, ohne den Umweg über die Parteien zu gehen. „Doch das ist beides nicht die Lösung für die Zukunft.“ Es brauche sowohl neue Parteien, die ein Stück weit mit transformativer Kraft in die Parlamente gehen – Parteien, die quasi auf dem Papier vordesignt und somit bereits mehr Partizipation, mehr Transparenz, mehr Inklusion im Programm wie auch in der Struktur haben - als auch transformierte, etablierte Parteien. Er schließt mit der Aussage: Beteiligung braucht Veränderung in den Grundstrukturen - hier gilt es, eine neue Balance zwischen den etablierten Parteien und den Bürger*innen im Sinne von deliberativen Formaten zu schaffen, um mehr Mitbestimmung zu ermöglichen.

Anschließend sprach Valerie über ihre Erfahrungen und die Arbeit von Volt Deutschland. Dabei stimmte sie gleich zu Beginn dem bereits Gesagten zu: „Wir können zwar in der Parteienlandschaft einiges anders machen (z.B. täglich zusammensitzen und Politik machen), aber eigentlich ist es ein grundsätzliches strukturelles Problem unserer Gesellschaft.“ Damit sprach sie von partizipativen Krisen wie dem Brexit, welche mitunter Auslöser für die Gründung von Volt waren. Volt versteht sich als „Mitmach-Partei“ - bzw. viel mehr als eine Bewegung anstatt einer Partei - und möchte mehr (junge) Menschen zu politischem Engagement mobilisieren und die Beteiligungsmöglichkeiten so einfach wie möglich gestalten. Dies soll mithilfe einer hybriden Organisationsstruktur, alternativer Wahlverfahren sowie alternativer demokratischer Prozesse in der innerparteilichen Arbeit von Volt gelingen. Zum Beispiel wendet Volt das Konzept der Bürgerräte innerparteilich für die Erarbeitung und Festlegung neuer Manifeste an und möchte digitale Abstimmung als Standard etablieren, um noch mehr Menschen abzuholen. Die Message ist klar:

„Macht Partizipation & Innovation zu einer Leadership-Prio!“

Dafür braucht es Mut zur Innovation in der Parteienlandschaft. Und es braucht Profis, die sich der Innovation partizipativer Prozesse und Instrumente widmen. Dieser Meinung sind wir auch, liebe Valerie!

Wir danken Valerie, Eliza, Joachim und Josef für ihre wertvollen Impulse und Zuspruch. Danke auch an alle Teilnehmenden, die nach den Wortbeiträgen noch etwas länger geblieben und uns Feedback zu verschiedenen Fragen unsererseits gegeben haben. Wir freuen uns über neugierig gewordene Gesichter, neue Unterstützer*innen und Mitmacher*innen – und vielleicht auch bald neue Partizipationsprofis.

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